Der Freund. Der Menschensbeste.
Er geht im Stadtpark spazieren. Die sandigen Wege sind vom Regen der letzten beiden Tage so aufgeweicht, dass sämtliche Fußabdrücke und Spuren verschwunden sind, das Gras hat wieder etwas grüne Farbe gewonnen und die nächsten dunklen Wolken machen sich bereit die ersten Sonnenstrahlen sofort zu ersticken. Es hatte eine anstrengende Woche gehabt. Durch die Baumwipfel lässt sich der gläserne Bau der Stadtbank erahnen, daneben wirkt die Hütte der Tierhandlung so deplaziert wie er in seinem schwarzen Armanianzug auf dem Kinderspielplatz, den er eben passiert. Der Kinderspielplatz ist menschenleer und auch die großen Schachfelder links davon, wo sich sonst die Alten erbitterte Spiele liefern, glitzern verlassen im Sonnenlicht. Er musste einfach mal aus seiner Wohnung hinaus. Der von Taubenscheiße angegriffene, marmorne Springbrunnen mit verrosteten Hähnen ist noch abgestellt, obwohl es seit Wochen keinen Frost mehr hatte. Er wird noch immer von dem Gefühl geplagt, die Decke seines Stadtpalastes würde ihm auf den Kopf krachen. Die alte Stadtmauer, oftmals für Ballspiele der Kinder genutzt, läuft hier parallel des Weges; oben auf ihr genießt eine braune Katze die wärmenden Morgensonne. Er hebt ein nasses Stöckchen auf. Die verblichenen orangen Abfalleimer quillen über vor lauter Fastfoodverpackungen, angebissenen Hamburgern und abgenagten Geflügelknochen. Er dreht das Stöckchen kurz in seiner Hand und wirft es dann ein Stück weg. Erste Geräusche des allmorgendlichen Berufsvekehrs dringen herüber. Eine Frau mit frisch gewaschenen Haaren schleudert, in einem dieser Häuser direkt hinter der Stadtmauer, ihr billiges Schafsfell aus. Er bleibt stehen, blickt dem Stöckchen nach und wartet. Die grauverhangenen Wolken kämpfen die Sonne nieder, und sofort beginnt es wieder zu regnen. Er merkt, dass er noch nie einen Hund besessen hat und beschließt, nach Hause zu gehen.
Arakasi - 26. Apr, 00:14