Verzehrender Blick

Mittwoch, 27. September 2006

Der Aufschlag. Der Unpoetische.

*krtschzks*

Diagnose:
Komplizierte Fraktur des Hoffnungsnerven.

Behandlung:
Sieben Tage völlige Starre.

Dienstag, 12. September 2006

Das Kino. Das Mittwöchige.

Sie trägt einen Hut. Es könnte Filz sein. Ich kann es nicht genau erkennen, da das Licht recht schummrig ist und ich etwas versetzt fünf Reihen hinter ihr sitze. Mit einem Kribbeln im Magen als würde dort ständig Mais zu Popcorn, nehme ich auf dem Satinimitat Platz. Ich lasse sie die nächsten Minuten nicht aus den Augen, bis sich der schwere samtene Vorhang öffnet und die Leinwand den bekannten fünfzehn Sekunden Countdown, der drei Sekunden vor Schluss endet, zeigt.
Noch ehe der Abspann vorüber ist, ist sie verschwunden. Allerdings bin ich mir fast sicher, dass sie auch nächsten Mittwoch wieder hier sein wird.

Letzten Mittwoch sah ich sie. Sie trug schwarz-weiße Chucks aus Segeltuch mit einem selbstgemalten Schachbrettmuster und warf mir, wie auch die Wochen zuvor, einen unsicheren Blick zu - oder hat sich meinen nur erwidert?

Morgen Abend heißt es: "Läufer auf D8". Hoffentlich.
Hoffentlich aber nicht: "Matt".

Freitag, 27. Januar 2006

Die Unterbrechung. Die Unpassende.

Eine spanische Zeitschrift in der Hand haltend, ein ausdrucksloses Gesicht aufgesetzt, hin und wieder ein schmales Lächeln oder einzeilige Sätze, die sie für das allgemeine Gespräch übrig hat. Ich rede, lache, höre zu - ich sitze neben ihr. Das Gespräch der anderen entgleitet meiner Aufmerksamkeit - denn ich sitze neben ihr. Zwei nichtssagende Fragen, die ich ihr stelle, werden mit 2 exakten, kurzen Antworten beiseite gewischt - aber ich sitze neben ihr. Der Zeigefinger ihrer rechten Hand schlägt in einem unregelmäßigen Rhythmus gegen ihren linken Handrücken. Sie rückt Millimeter von mir weg, nur um bequemer zu sitzen; sie rückt Millimeter auf mich zu, nur um mir nahe zu sein. Ich versuche es mir einzureden. Vergebens. Sie starrt einen Artikel, der über irgendein Geschehen in Spanien berichtet, um mehr zu erkennen reichen meine fünf Lektionen Spanisch nicht aus, an. Ob sie wirklich liest, ich bin nicht sicher. Ob sie den Inhalt behält, ich halte es für unwahrscheinlich. Sie ist nervös, unruhig, befangen - denn ich sitze neben ihr.
Ich lege mir Sätze im Kopf zurecht, stelle sie um, lösche sie, greife sie doch wieder auf; die Zeit vergeht. Ich kann mich auf keinen Satz einigen. Der Raum leert sich. Plötzlich ist kein Mensch mehr um uns herum. Das ist der Augenblick. Ich sehe klar, verfluche vorgefertigtes Wörtergesülze, gebe der Spontanität Raum, atme kurz, flach ein und sage: "Wollen wir uns am Wochenende mal auf einen Kaffee treffen?
Jemand kommt ins Zimmer, steuert auf uns zu, spricht sie an, zerstört Möglichkeit und Augenblick; ich verstehe kein Wort, bin erstarrt. Sie steht auf und geht mit ihm aus dem Raum zur nächsten Stunde.
Nachdem ihn ihn kurz verteufelt, in Gedanken umgebracht und mich selbst bemitleidet habe, stehe ich auf, packe meine Büchertasche und bewege mich Richtung E16.
Ich kann mir nichts vorwerfen, weil ich weiß, dass ich sie angesprochen und eingeladen hätte - denn ich saß neben ihr.

Dienstag, 24. Januar 2006

Der Augenblick. Der Flüchtige.

Ich parke rückwärts, und du weichst mir - aus. Du läufst über das grüne Gras, das ganz Hart vom Frost ist. Du bist alleine und siehst mich nicht oder willst es nicht. Keinen Menschen haben wir um uns herum. Ich trete die Kupplung, lege den ersten Gang ein und stoße wieder in die Parklücke. Während ich dich immernoch betrachte, sucht meine linke Hand den Türöffner, und meine Rechte beeilt sich den Schlüssel aus dem Schloss zu ziehen. Ich stoße die Tür auf, nur Zentimeter schrammt sie am parkenden Auto neben mir vorbei. Ich stürze heraus, habe dich dabei kurz aus den Augen verloren, doch entdecke deine schwarze Jacke durch die vereisten Scheiben des Kleinbusses neben mir, wieder. Du entfernst dich von mir. "Warte", schießt es mir durch den Kopf, und gleichzeitig aus meinem Mund. Ich erstarre und du? Du drehst dich zu mir um.
Es ging zu schnell, rechtfertige ich mich jetzt vor mir selbst. Du hättest ja auch die Initiative ergreifen können. Ich suche nach Ausreden. Ausreden die nutzlos, aber nötig sind. Denn ich hatte dich endlich gefunden, ganz ohne zu suchen. Doch statt den Augenblick zu leben und zu nutzen, ließ ich ihn verstreichen.
Ich fahre nach Hause
- um auf den nächsten zu warten.

Samstag, 21. Januar 2006

Das Warten. Das Verfluchte.

Ich gehe schnell, um dich zu suchen.
Ich bleibe stehen, um von dir gefunden zu werden.
Ich warte, um die Enttäuschung hinauszuzögern.
Ich gehe langsam davon, um dir und mir noch eine Chance zu lassen.
Ich blicke noch einmal zurück, um dich zu sehen.
Vergebens.
Ich fahre nach Hause,
um das nächste Mal wieder zu warten.

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