Dienstag, 18. April 2006

Der Kindheitstraum. Der Veränderte.

"Es gab da bei uns an der Küste diese steile Serpentinenstraße, mit zerbrochenen Leitplanken, die wir als Kinder immer mit den Fahrrädern hinunter gejagt sind", wird das Mädchen später einmal seine Antwort beginnen auf die Frage, warum es unbedingt mit dem Fahrrad zum Nordpol fahren müsse. Und fortfahren wird es mit den Worten: "Ich habe es geliebt noch kurz auf das funkelnde Wasser hinaus zu blicken, ehe ich mich in die Kurve stürzte. Dieses Gefühl der Freiheit hoffe ich nun noch einmal zu spüren." Eine gefühlsduselige Antwort, wie die meisten Leser dieses Interviews meinen werden. Doch von all dem weiß das Mädchen jetzt noch nichts, als es unten am Strand wie fast immer als erster ankommt und sich ihr Lieblingseis, Vanille mit Frostsplitter, für 93 cent bei dem heruntergekommenen Kiosk kauft. Und auch ahnt sie nichts davon, dass sie bereits nach einer zurückgelegten Strecke von 7,6 Kilometer landeinwärts aufgeben und umkehren werden muss, weil sie die unendliche Weite, die bittere Kälte und das kaum passierbare Packeis erst unterschätzt und dann gehasst hätte, wie es in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift in einer kleinen Randspalte heißen wird. Und jene Leute, die überhaupt Notiz von dieser Nachricht nehmen werden, werden den Kopf schütteln und sagen, sie hätten schon zuvor gesagt, dass dies unrealistische Traumgespinste einer zu reichen Frau sind.
Das Eis in der einen, den Fahrradlenker in der anderen Hand, trotten das Mädchen und ihre Freunde die Straße wieder nach oben. "Und wenn ich erwachsen bin, will ich so viel Geld haben, dass ich mir soviel Eis kaufen kann wie ich will und jeden Tag mit einem neuen Fahrrad fahren kann", hört der Eisverkäufer das Mädchen noch sagen, ehe es in der ersten Serpentinenkurve verschwindet.

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