Dienstag, 26. September 2006

Das Handtuch. Das Verregnete.

Es schüttet aus allen Eimern. Ich sitze auf einer klammen Bank in der Haltestelle und warte auf die Straßenbahn. Sie rennt die letzten Meter bis zum schützenden Dach - vergebens, denn sie ist völlig durchweicht. Weißes Top, weißer BH, weiße Hose. Mit ausdrucksloser Miene holt sie aus ihrer kleinen Tasche ein verwaschenes, blaues Handtuch hervor, trocknet sich oberflächlich ab und schlingt es sich dann um Rücken und Schultern. Mein Blick klebt noch immer auf den nassen, kräftig blauen Flecken, als ein paar Minuten später meine Straßenbahn kommt. Vor ihren Augen klappe ich demonstrativ meinen Schirm - meine Mutter nimmt ihn immer für Besuche von Beerdigungen bei schlechtem Wetter - zusammen und sehe nur noch wie sie ihr Handtuch einem Typen - wohl ihr Freund - um die Hüften wirft und ihn an sich zieht.

Mein verstörtes Grinsen haftet auf dem gebogenen Griff meines Regenschirms - deutlich zu eng für alle Hüften dieser Welt. Ich werde wohl ein Stück weiter oben ansetzen müssen. Irgendwann. Wehmütig steige ich ein.

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