Freitag, 10. Februar 2006

Die Nacht. Die Unvergessene. Vierter Akt.

Vierter Akt dieses Dramas, im wörtlichsten Sinne, in dem die Dunkelheit von ihrer Freundin, der Kälte, begleitet wird. Ein letztes Aufbäumen vor der finalen Niederlage.

Sonst trennen ihn immer zwei Plätze von ihr. Doch diese beiden Plätze bleiben an diesem Morgen leer - andere kämpfen auch mit Nachwirkungen der Feier und des Alkohols. Also beschließt er spontan sich neben sie zu sitzen. Er weiß nicht, was er sich davon verspricht, oder was er sich davon erhoffen soll. Seine Büchertasche bleibt die komplette Unterrichsstunde geschlossen, dem Unterricht zu folgen, ist er nicht in der Lage und viel zu oft massiert er sich die Schläfen, um einen verstohlenen Blick durch seine Finger auf sie werfen zu können. Nichts. Keine Reaktion. Regungslos. Sie beachtet ihn nicht. Das einzige Zeichen dafür, dass er neben ihr sitzt oder überhaupt existiert, ist ihre peinlich genaue Vorsichtigkeit ihr Mäppchen und Heft auch nicht nur einen Zentimeter auf seinen Tisch zu schieben - und die ständigen Ermahnungen Ermunterungen des Lehrers er möge doch bitte mitschreiben und sich konzentrieren. Er ist konzentriert. Er ist hochkonzentriert darauf die Kälte, die rechts neben ihm ausströmt, nicht in seine Gedanken zu lassen. Er deckt sich mit seiner Jacke etwas zu, doch ihm ist kalt. Versteinertes Gesicht. Emotionslos. Etwas in ihm beginnt sich zu regen. An der Tafel werden Geraden mit Ebenen geschnitten, und ihm schneidet es erst ins Herz, dann werden seine Gedanken an sie gekappt. Ganz plötzlich. Er fröstelt kurz. Etwas schleicht seinen Brustkorb hinauf, und verströmt Hitze in dem Chaos seines Kopfes. Etwas, das er lange nicht verspürt hat. Etwas, das er nicht besser leiden kann als Verzweiflung. Stolz. So etwas hat er nicht verdient. Er ist sich keines Fehlers seinerseits bewusst. Sie hat ihn nicht verdient. Er hat alles versucht. Doch dem unbekannten, verhassten Stolz folgt direkt danach die bekannte, akzeptierte Gleichgültigkeit. Egal was in der letzten Nacht passiert ist, egal was davor passiert war, egal, dass sie jetzt neben ihm sitzt. Ein letzter offener, provokativer Schwenk seines Kopfes nach rechts, er streift ihren Blick mit Verachtung - sie bemerkt nichts. Unsensibel. Es geht im dreckig, aber zumindest ist es hell. Helligkeit. Er sieht endlich, wo er hin muss.

- Fortsetzung folgt -
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Dienstag, 7. Februar 2006

Die Kurzgeschichten. Die Versteckten.

"Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen traf", ist der Titel des Buches, das ich zur Zeit lese. Es ist ein traumhaftes Buch voller Kurzgeschichten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Kurzgeschichten über 7 Seiten wechseln sich mit welchen über 40 Seiten ab, und wenn in der einen alles noch streng real zuging, ist in der nächsten von geschrumpften Menschen, den TV PEOPLE, oder der Elefantenfabrik die Rede, wo - man hält es nicht für möglich - Elefanten produziert werden. Verwirrend. Aber wunderschön geschrieben. Die Aussagen der Geschichten sind verschleiert, verschwommen und hintergründig. Bei manchen konnte ich etwas wiedererkennen und bei manchen grübele ich noch immer nach.

In einer Freistunde heute in der Schule erreichte ich eben das Kapitel "Familiensache", als jemand das Cover entdeckte, den Titel las und daraufhin den Drang verspürte, ihn auch allen anderen mitzuteilen. Manche grinsten oder lachten gar. Sie hielten das ganze wohl für einen verschnulzten Liebesroman. Wie falsch sie doch lägen, habe ich ihnen nicht gesagt. Es ist ein gutes Gefühl ab und an zu wissen, dass man anderen überlegen ist und, dass man selbst nie nur anhand des Titels auf den Inhalt eines Buches schließen würde. Oberflächlichkeit. Verdammte.

Montag, 6. Februar 2006

Die Nacht. Die Unvergessene. Dritter Akt.

Dritter Akt dieses Dramas, im wörtlichsten Sinne, in dem die Dunkelheit erste Niederlagen hinnehmen muss, aber tückisch und unerwartet zurückschlägt.

Auf der Fahrt wird ihm, bedeutungsschwer, klar: es kommt tatsächlich immer Coldplay im Radio, wenn er darauf hofft - und, trivialer: er hätte nicht fahren sollen. Wirklich nicht. Bei jeder Kreuzung an der er stehen bleiben muss, schafft er es mit zitternden Beinen gerade so den Wagen beim Anfahren nicht abzuwürgen. Bei jeder Kurve umklammert er das Lenkrad mit beiden Händen. Die Knöchel werden weiß, die Kurve windet sich und der Kopf meldet keine Kopfschmerzen, aber ein schwummriges Gefühl an. Bei jedem Kind, das auf dem Gehsteig im Schnee umherspringt und bei jeder älterer Frau, die sich, gestützt auf ihren Gehstock, durch das Weiß kämpft, mischt sich zu diesem Gefühl noch pure Angst, dass diese plötzlich auf die Fahrbahn geraten und er nicht mehr rechtzeitig anhalten kann. Der Schulparkplatz ist vereist, aber es sind noch freie Parkplätze vorhanden. Wenigstens etwas. Er parkt, steigt aus, als es ihm auch schon entgegenschallt: "Dass ausgerechnet du heute da bist?!" Nette Begrüßung. Er blickt sich um, und erkennt einen wartenden Mitschüler am Ende des Parkplatzes. Noch durch die Fahrt etwas betroffen, schafft es der Anti-Held trotzdem ein munteres, optimistisches und donnerndes: "Hmmmmm???" zurück zuwerfen. "Ja, so fertig wie du heute Nacht warst", ist die prompte Erwiderung des Anderen und somit auch die erste Information, die über die Nacht verlautet wird - vielleicht auch die einzige, die er sich schon gedacht hatte. Mit bereits überzeugenderer Stimme ist der Protagonist in der Lage eine ihm bekannte Binsenweisheit auszugraben; wer saufen könne, könne auch in die Schule gehen. Bescheuert, aber ausreichend als Begründung. Darüber dass er sich nicht mehr so richtig an die letzte Nacht erinnern könne, und er deswegen hier ist, wird kein Wort veloren. Noch schnell Büchertasche und den Ordner unter den Arm geklemmt, und in die Schule gehetzt. Völlig unnötig - da gerade Pause ist. Jedoch hilfreich - da nun im Aufenthaltsraum die Geschichten der vergangenen Nacht erzählt werden. Irgendwie, ganz entgegen seiner sonstigen Art, findet er sich ausschließlich in der Rolle des Zuhörers wieder. Doch die Geschichten haben andere Hauptdarsteller, die meist noch nicht einmal anwesend sind, und so beschließt er, sich mit seinen Fragen direkt an jemanden zu wenden. Er habe weder ins Auto gekotzt, noch irgendwie sich anders schlimm verhalten, nur auf die Motorhaube sei er beim Einsteigen geschlagen, wird ihm von seinem Fahrer der letzten Nacht beschieden. "Destruktierend", diesen Neologismus, wirft ein anderer noch ein, habe er kreiert, im Zusammenhang mit "der Heimfahrt mit seinem Fahrer". Sie seien aber alle ratlos gewesen, was das bedeuten solle, und auch habe er es ihnen nicht (mehr) erklären können. Er habe leider auch keine Ahnung, was er damit gemeint hätte - seinen leichten Gedächtnisverlust hatte er inzwischen eingestanden - aber es müsse wohl etwas mit "destruktiv" zu tun haben, gibt er ihnen als Antwort. Dass er sich denken kann, wen und was genau er damit gemeint hat, behält er wohlweislich für sich. Scheinbar war er noch in der Lage die Situation treffend - zumindest für sich selbst - zu erfassen. Warum er sie allerdings auch allen anderen, verschlüsselt mitteilen musste, ist ihm unklar. "Ein paar Mal bist du beim Tanzen zu Boden gegangen", eine lächelnde Mitschülerin steht vor ihm und bestätigt damit seine Erklärung für den Fleck auf der gewechselten Hose. Plötzlich dringen die beiden anderen halb vergessen, und fast verdrängten Szenarien wieder an die Oberfläche. Ob diese auch wahr sind, war ihm unmöglich zu erfragen. Nicht, dass es vielleicht nicht jemand gewusst hätte, aber so etwas kann er ja nicht jeden fragen. Er lächelt unecht zurück. Der Gong ertönt. Pausenende. Mathe folgt. Mathe mit jener Haupt- und Nebendarstellerin.

Ein paar Minuten später sitzt er unerwartet neben ihr.

- Fortsetzung folgt -
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Der Fasching.

Es sei bald wieder Fasching, habe ich heute erfahren.

Letztes Jahr hat man mich am Tag nach meinem 18. Geburtstag genötigt, einen dieser Umzüge zu besuchen. Ich hätte kotzen können - was aber eher auf den Restalkohol der Geburtstagsfeier und die damit verbundenen Kopfschmerzen zurückzuführen ist, als auf die großen, bunten Umzugswägen mit den vielen, lustig-verkleideten Menschen - diese waren einfach nur lästig. Ihre Kostüme haben einzig und allein den Zweck möglichst viele, geräumige Taschen für möglichst viele Flaschen Hochprozentiges bereit zu stellen. Ihre Wägen sind rollende Alkohollager, aus denen die großen Hits unserer Zeit - Call On Me - im Repeatmodus aus den übertriebenen 3000 Watt Boxen schallen, die auch noch Minuten später im Schädel hallen. Menschen ganz gleich welchen Geschlechtes, Alters oder Bekanntheitsgrades fallen mir mit einem donnernden "Helau" um den Hals, um mich an ihrer überschwänglichen Freude teilhaben zu lassen - oder weil sie sich vor übermäßig genossenem Alkohol nicht mehr auf den Beinen halten können. Auf meinem Weg durch die Menschenmassen sehe ich mehrere Halbwüchsige, die sich an Häuserwände oder auf Gehsteige übergeben; es ist kurz nach 13:11 Uhr. Überforderte Eltern versuchen ihre Bälger, die Cowboy und Indianer spielen, von den Rädern der Wägen fernzuhalten und gleichzeitig mit ihren Bekannten den nächsten Prosecco zu leeren.
Alles wirkt so fröhlich aus der Ferne. Aber wenn ich den Kostümierten in die Augen sehe, blickt mir meist nur aufgesetzte Freude und Oberflächlichkeit entgegen - und eine Alkoholfahne weht im Wind und schlägt mir in die Nase.
Als mich schließlich noch ein hinkender Penner mit zerschlissenen Kleidern und verflilzten Haaren rempelt, mich dabei beschimpft und seinen billigen Sangria mit unflätigem Gefluche auf den Pflastersteinen und mich verschüttet, sehne ich mich endgültig nach Abgeschiedenheit und Ruhe - kurz bevor er zwischen dem Gewand einer besoffenen Prinzessin und dem Schild eines römischen Legionärs abtaucht, erkenne ich aus den Augenwinkeln einen funkelnden Faschingsorden, der an einer Kordel um seinen Hals hängt.
Die einzige Ausnahme, die mir an diesem Tag begegnet war. Zu wenig.

Es sei nächstes Jahr auch wieder Fasching, habe ich eben erfahren. Und Übernächstes. Und in drei Jahren... und...andere werden dort sicher ihren Spaß, wenn sie so Spaß definieren mögen, immer und immer wieder haben, solange mich niemand mit Faschingsthemen, Kostümen, Umzügen, Prunksitzungen und Rosenmontagsbällen behelligt, ist mir das völlig gleichgültig.

Sonntag, 5. Februar 2006

Die Nacht. Die Unvergessene. Zweiter Akt.

Zweiter Akt dieses Dramas, im wörtlichsten Sinne, in dem der Protagonist sich die Dunkelheit mit erfundenem Licht füllt, und sie damit am Ende noch dunkler macht. Es wird Distanz hergestellt, um zu analysieren - das "ich" wird zum "er".

Doch ein paar Minuten später sitzt er erst einmal am Frühstückstisch und isst mit, nach solchen Nächten unbekanntem, Heißhunger mehrere Brötchen mit selbstgemachter Himbeer-Bananen-Marmelade und Honig, aus des Nachbars Bienenstöcken. Es schmeckt, trotz des bitteren Beigeschmacks, der langsam aufkommt, denn die Gedanken haben ihn wieder fest umklammert. Als er die auf seinem Teller liegenden Brösel auf sein Messer schieben will, um sie auch noch zu verzehren - wie gesagt: Heißhunger -, kaut er auf der Frage herum, was er denn während der langen Dunkelphase gemacht haben könnte. Einige Szenarien werden durchgespielt. Nachdem er sich entschieden hat, doch noch nach einem weiteren Brötchen - tatsächlich: echter Heißhunger - zu greifen und damit die Bröselaufsammelaktion von vorher zu Nichte zu machen, huscht ein Grinser über sein Gesicht. Während er die Butter auf dem Brötchen verstreicht, erkennt man ein leichtes Kopfschütteln nebst einem angewidertem Gesichtsausdruck. Und mit dem ersten Bissen in das, diesmal mit Hiffemark überzogene, Brötchen, liegt leichtes Entsetzen in seinen Zügen - er ist beim worst-case Gedankenspiel angekommen. In diesem tritt jemand immer wieder auf. Einmal als Hauptdarstellerin: der Anti-Held unterhält sich wutentbrannt mit ihr und scheidet am Ende im Streit. Oder als Nebendarstellerin: er unterhält sich mit jemand anderem zu deutlich und offen über sie, dabei blickt er die ganze Zeit gebannt in ihre Richtung. Und schließlich als Statistin: sie sitzt abseits, ohne von ihr Notiz zu nehmen, macht er verrenkende Tanzbewegungen und geht ein paar mal unter dem Gelächter der Anderen zu Boden. Er räumt ab, schnappt sich seine Büchertasche und den Ordner, steigt, noch immer etwas unsicher, die Treppe zum Windfang hinauf. Als er sich hinkniet um seine Schuhe sich zu binden, bekommt er die Bestätigung, dass die Tanzen-und-zu-Boden-gehen-Vorstellung der Wahrheit sehr nahe kommen könnte: ein großer, gelber, siffiger Fleck prangt mitten auf seinem linken Knie. Er zieht sich den Schuh wieder aus, und während er sich eine frische Hose sucht, wird er von der Hoffnung beherrscht, er möge mit den beiden ersten Vorstellungen weiter weg liegen als mit der letzten - sehr viel weiter. Er kann dieses Bangen auch auf der Fahrt in die Schule nicht abstreifen. Auf der Fahrt in die wirklichen Geschehnisse der letzten Nacht.

Ein paar Stunden später war die Dunkelheit noch immer ziemlich finster.

- Fortsetzung folgt -
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Samstag, 4. Februar 2006

Die Nacht. Die Unvergessene. Erster Akt.

Erster Akt dieses Dramas, im wörtlichsten Sinne, in dem der lyrische Anti-Held aufwacht, duscht, und sich anzieht.
Ein Morgen wie kein anderer.

Es ist 8:02 Uhr, oder eine andere frühe Zeit. Noch bevor ich die Augen aufschlage, bemerke ich, dass keinerlei Kopfschmerzen mich plagen. Sonderbar, nach solch einer Nacht. Solch einer Nacht. Solch einer Nacht? Als ich die Augen öffne, die Bettdecke von mir herunterstoße und mich Richtung Badezimmer quälen will, fällt mir auf, dass ich unter meinem Schlafanzug noch ein T-Shirt trage - aber, wie um diese Dopplung auszugleichen, trage ich keine Hose. Warum? Ich erinnere mich - an wenig. Direkt vor der wundersamen Entdeckung der nicht vorhandenen Kopfschmerzen kommt ein Gespräch mit einer Klassenkameradin über einen italienischen Freund. Ich trotte ins Bad, schaue in den Spiegel und bin kaum überrascht, dass meine Kontaktlinsen ihren Weg auch nicht mehr in ihre Reinigunsflüssigkeit gefunden haben, sondern noch in meinen Augen verweilen. Wie kam ich nach Hause? Ich schäle mich aus dem doppelten Oberteil und klettere unter die Dusche. Das kalte Wasser belebt, was der viele Vodka zerstört hat - Gedanken. Keine Gedanken gemacht in der Nacht. Keine Gedanken vorhanden über die Nacht. Nur unscharfe, verschwommene Bilder von der Zeit als ich noch mit der ersten Eistee-Vodka-Flasche gerungen habe. Bilder, die mich dazu getrieben haben, mehr und schneller zu trinken. Ich stelle die Dusche ab und greife mir ein Handtuch. An das Geschehen rund um die zweite Flasche existieren schemenhafte Eindrücke, doch das eigentlich eher belanglose Gespräch über den Freund, der viel zu weit weg ist, sticht in einer unheimlichen Klarheit und Helligkeit hervor. Ich binde mir das Handtuch um, schalte das Licht ab und torkele vorsichtig in mein Zimmer zurück. Danach kommt die große, lange Dunkelheit, in der ich irgendwie aber noch nach Hause gekommen bin. In diesem Moment habe ich es genossen, nichts zu wissen, sich über nichts den Kopf zerbrechen zu können. Wohltuend.

Ein paar Stunden später hat sich das dramatisch geändert.

- Fortsetzung folgt -

Mittwoch, 1. Februar 2006

Die Überraschung. Die Unverdorbene.

Ein interessantes Phänomen konnte ich in den letzten Tagen beobachten:
Je näher der Geburtstag rückt, desto kürzer wird der Amazon Wunschzettel.
Wenn ich jetzt doch nur wüsste, was ich da alles genau vemerkt hatte.
So bin ich mir jetzt nicht mehr ganz sicher, grübele noch ein wenig, was ich alles auf der Liste vermisse, und schließlich stelle ich fest:
ich lasse mich einfach überraschen.
Es wird mir schon gefallen, ich hatte es mir ja ausgesucht - irgendwann.

Die Perspektiven. Die Drei.

Am eigentlichen Gesprächspartner unauffällig vorbeischauen, weil sie durch die Tür hinaus und noch fünf Meter weiter, hinter ihm steht:

Ich habe es bemerkt.
Und habe mich gezwungen mich auf die Augen meines direkten Gegenübers zu konzentrieren. Ohne Erfolg. Du sahst verändert aus: besser; du blühst auf. Ich habe nur einmal erlebt, dass du aus dir herausgegangen bist, deinen Gefühlen Ausdruck verliehen hast. Und da habe ich es wirklich gespürt, ich empfand es als wohltuend für dich und mich - es war einfach nur fatal falsch. Jetzt. Im Nachhinein betrachtet.

Sie hat es bemerkt.
Und weggesehen. Angewidert. Befangen. Genervt. Betreten. Kalt. Doch vielleicht habe ich auch nur das wieder gesehen, was ich auch sehen wollte? Es würde es leichter machen, sie abhaken zu können. Ganz Nüchtern. Sachlich. Oder: Ich will sie gewinnen. Emotional. Gefühlsüberschäumend. War da nicht doch ein Lächeln in ihren Augen?

Mein Gespärchspartner hat es bemerkt.
Und die Sätze mehrmals wiederholt, weil er wohl meinte, ich hätte ihn nicht gehört. Ich habe ihn gehört. Ich habe sogar zugehört, aber ihn nicht wirklich verstanden, nicht reagiert, selbst etwas gesagt oder zumindest interessiert geblickt. Nun, ich muss gestehen, ich war nicht am ihm interessiert. In diesem Moment. Das war, nüchtern betrachtet: völlig falsch. Emotional gesehen: absolut nachzuvollziehen.

Ich muss es klären. Für mich. Für sie. Für dritte.
Ich kann alles gewinnen, indem ich alles bekomme, oder, indem ich alles verliere. Wieder einmal. Ich kenne mich da aus ...

Montag, 30. Januar 2006

Die Barriere. Die Unüberbrückbare.

"Die schlimmste Art jemanden zu vermissen ist die an seiner Seite zu sitzen und zu wissen, dass er nie zu einem gehören wird."

Sonntag, 29. Januar 2006

Der Matchpoint. Der Endgültige.

[...]Beckett hingegen starrte zwölf Stunden an die Wand, fühlte sich hundeelend und schrieb am Ende die Wörter «nichts, niemand, nirgends» oder so etwas.

Ich habe 12 Stunden, nicht die Wand, aber andere triste Oberfläche angestarrt. Alles im Vergleich zu dir wirkt ungenügend, unpassend, - trist.

Ich habe mich gefühlt, wie dieser Tennisball in Matchpoint. Ich pralle gegen die Netzkante, fliege in die Luft, und nun ist es Glück, Zufall, Schicksal, auf welcher Seite ich zu Boden falle. Doch ich falle nicht sofort. Ich warte, zwangsweise; schwebend.
Auf der einen Seite fängst du mich auf und das Spiel ist glücklich beendet.
Auf der andere Seite schlage ich auf dem Boden ein. Das Spiel ist dann auch beendet; denn anders als ein Tennisball springe ich nicht noch ein paar mal vom Boden ab, ehe ich endgültig liegen bleibe. Sondern ich treffe auf den Boden, freue mich kurz vor dem Aufprall darüber, dass ich das Gefühl schon kenne, und es somit diesmal nicht so schlimm werden kann - und bleibe desaströs zerschmettert liegen.
Du hättest mich in der Luft greifen und auf deine Seite ziehen können, doch ich habe vergebens geduldig ausgeharrt.
So wurde ich erst genau betrachtet, berührt, dann geworfen, geschlagen und schließlich auf dem Boden liegen gelassen.

Ich bin
nichts, niemand, nirgends.
Und will es auch sein.

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