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Sonntag, 12. Juli 2009

Blickdicht IV

Luftschlosslachen.
Ein geradezu episches Lachen: Berge versetzend, Eiskappen abschmelzend und Luftschlösser bauend. Man könnte aber auch in dem Lachen baden, ein 5-Gänge-Menü damit kochen oder es auf die Kinder aufpassen lassen.
Das epische Lachen hat, wie es sich für ein Lachen gehört, auch eine kleine Schwester: das wundervollste Lächeln. Mit dem wundervollsten Lächeln kann man Pferde stehlen, Drachen zähmen und Elefanten auf den Olymp teleportieren. Dass es Launen vertreibt, hoch ansteckend und unbezahlbar ist, muss hier ja eigentlich nicht mehr erwähnt werden, oder?
Oh, und Lachen samt Lächeln sind verloren gegangen. Irgendwie. Nichts genaues weiß man nicht. Plötzlich waren sie weg. Nur mal eben Zahnpasta Kaufen wollten sie. Zack. Weg waren sie. Verschwunden.
Unter den guten Kalauern munkelt man, dass das Lachen irgendwo im Halse stecken geblieben ist. Die schlechten Kalauer tun dies als lächerlich ab. Und vom Lächeln fehlt sowieso jede Spur.
Wollten sie sich gar verstecken? Manchmal gibt es eben einfach nichts zu Lachen - nicht mal für das epische Lachen und das wundervollste Lächeln; vielleicht gerade nicht für diese beiden.
Schlupflochlachen.

Dienstag, 19. Mai 2009

Xaver kennt nur Tiere mit "Y"

Yak, murmelt er.
Ypecaharalle, grummelt er.
Yucatan-Hörnchen, brabbelt er.
Yonahlossee Salamander, melodeit er.
Yeti-Krabbe, sabbelt er.

Die letzten beiden, die er kennt, behält er für sich. Da kann man machen, was man will.
"Ich habe ein Geheimnis", flüstert er verstohlen nachts, wenn er sicher ist, dass ihn niemand hört. Dann kuschelt er sich in seine Kissen, mummelt sich in seine Decke, und träumt von all den Tieren, die für ihn keine Namen haben. Doch er ist mit seinen sieben glücklicher, als er es je mit 23 oder 117 oder 252 sein könnte. Denn diese sieben sind außergewöhnlich.

Nur um diese naive Harmonie zu zerstören, muss erwähnt werden, dass Xaver irgendwann diesen sieben überdrüssig wurde, und sich von Yvette, vier von ihren sechs Tieren mit "Q" besorgt hat.

Dienstag, 14. April 2009

Blickdicht III

Insolvenzabschlusstanz.
Leicht entflammbare Jeansbeine, grasende DJs und pochende Herzen aus Membran. Mittendrin: eine traurige Nele. Warum? Nele hat schlicht und ergreifend ihren Tanzbären zu Hause vergessen und jetzt steht sie völlig verloren auf der überbordenden Tanzfläche (ihr Tanzbär - der alte Fuchs - hätte sicher erkannt, dass es die Menschenmassen sind, welche über die Tanzfläche hinausschwappen und diese selbst kein Stück größer ist als in ihrer oft einsamen Vergangenheit). Doch sie selbst nimmt nur gespielte Freundlichkeit und geheucheltes Interesse, gepackt in verrenkende Gliedmaßen und verschwitze T-Shirts, wahr; was eine herausragende Beobachtung wäre - wenn sie diese nicht jedes Mal hätte. Ohne ihren Tanzbären tippt und tappt sie vorsichtig mit ihren Füßen, doch jeder Schritt fühlt sich unecht an. Wieso hat sie ihren Tanzbären vergessen? Wie konnte ihr das nur passieren? Sie findet keine Erklärung und doch die Nacht kein Ende, fast als wäre es der Nacht egal.
Soloarresttanz.

Samstag, 11. April 2009

Blickdicht II

Sonnenbrandallüren.
Blümchenkleid, Elfenhaar und still ineinander gelegte Hände. Franck knetet aus Erdbeereis Amish People -oder was er dafür hält- und lässt sie Straßenbahn fahren, dann aussteigen und in der Innenstadt umherirren. Wären sie vernünftig, würden sie es sich kühl und gemütlich in der Pathologie einrichten, aber sie bevorzugen es vor Verzücktheit, ob der „neuen“ Erfahrungen, die sie schon kennen und nicht brauchen und trotzdem jedes Mal wieder erleben wollen, in der Sonne zu zergehen. Eis ist emotional, geduldig und wiederverwertbar. Ein bekränzter Regisseur könnte aus diesem Szenario etwas herausholen, aber nicht dieser subjektive Trottel von Franck, der als Hobbies stets, in der Hoffnung damit avantgardistisch zu wirken, angibt: „Eis essen; und mit den Zähnen tanzen“. So aber wirkt das alles vernunft- und hoffnungslos.
Sonnenbrandhautschälen.

Montag, 26. Januar 2009

Dies ist keine Abrechnung, sondern irgendetwas anderes

Was hat dich an mich denken lassen? Warum hast du dich an mich erinnert?
Und warum tauchst du dann hier auf?


War es über deinem Fenster die Schnur, die jeglichen Glanz, den sie vielleicht mal besaß, verloren hat und die du bisher aus Faulheit noch nicht abgenommen hattest? Achja, die Zettel kannst du jetzt immerhin noch als Schmierzettel benutzen. Denn ihren Wert haben sie allesamt verloren. (Zum Butterbrote Einwickeln mögen sie zu klein sein)

War es der Silberling, den ich dir schenkte, der dir heute ins Auge (oder gar ins Ohr) sprang und der dann aber doch eher ein Bild war, als dass er sich jemals zu entwickeln hätte beginnen und ein ganzer Film daraus hätte werden können. Ich glaube, da ist irgendwo eine doppelte Metapher verbaut.

War es die Fotoserie, die du gerne hättest? Sie liegt hier als einzige Erinnerung, die ich gerne tilgen würden. Sonst bereue ich nichts und schaue auch gerne zurück. So ist sie Warnung für die Zukunft, und gleichzeitig ein Schmierfleck auf der Vergangenheit.

War es einfach nur dein Kopf? Einfach so. Sachen machen diese Köpfe, manchmal.

War es dein Postfach, das noch Nachrichten von mir enthält? Gleich gibts noch eine mehr, und sie wird die anderen an Wunderhaftigkeit, aber vor allem an Klarheit, so übertreffen, wie meine Erwartungen an dich untertroffen wurden. (Oder waren es deine an mich?)


So jetzt warst du hier. Vielleicht hast du bemerkt, dass ich dich stückchenweise zu Geschichten verarbeite? Naja, jetzt kannst du aber auch wieder gehen.

Dienstag, 13. Januar 2009

Romantik I

Die ganze Nacht getanzt; all die Menschen in ihren feinsten Anzügen und ausgefallensten Kleidern, Lackschuhen und glitzernden Handtaschen. Irgendwann nur noch für dich getanzt, und mit dir getanzt und doch eigentlich nur der Musik gefolgt. Später deine Hand ergriffen und geflüchtet von dem Ort, der die ganze Nacht mit einem Zauberspruch verwoben hatte und jetzt am Morgen nur noch von Betrunkenen bevölkert war und dessen Boden klebte.
Draußen sollte es schon hell sein. Doch statt lichtdurchflutet zusammen nach Hause zu gehen, wateten wir durch ein zähes Licht, dass wie aus einem Kühlschrank stammt, vor dessen einziger Halogenlampe drei volle Milchflaschen stehen.
Schweigend, als hätten wir beide gewusst, dass kein Wort die Kraft hätte, es mit dem Tanzen aufnehmen zu können, laufen wir die Straße entlang. Kaum ein Auto sahen wir. Der Asphalt war surreal warm. Unsere Schuhe hatten wir schon längst ausgezogen, und trugen sie über den Schultern.
Als die ersten Regentropfen fielen, sprangen wir entzückt umher; du mit diesem wundervollen Balletsprung, der mich stets ungläubig den Kopf schütteln lässt. Als es zu stürmen begann, suchten wir das nahe dem Straßenrand gelegene, verlassene Fabrikgebäude auf. Wir schoben zusammen das gusseiserne Tor, dessen Kette achtlos und gesprengt am Boden lag, beiseite. Viele zersprungene oder durch Steine eingeworfene kleine Kachelfenster direkt unter der Decke konnten den peitschenden Regen nicht abhalten, so dass wir uns ganz in die Mitte des Gebäudes zurück ziehen mussten, um einigermaßen im Trockenen zu sein. In einer Schublade hast du ein paar weiße Steppdecken entdeckt, die wohl früher dazu gedient hatten, die Autos die hier repariert worden waren vor größtem Schmutz zu bewahren. Ausgebreitet am dreckigen Boden wirkten sie wie eine Quarzsandinsel inmitten eines Öl verseuchten Ozeans.

So sitzen wir dort auf dieser Insel und als hätten die zersprungene Fenster zwar keine Kraft Wind und Wetter abzuhalten, aber dafür Gedanken an die Welt außerhalb, können wir endlich unser Schweigen beenden und uns Sätze zuflüstern.

Donnerstag, 25. Dezember 2008

Eine Weihnachtsgeschichte

[Irgendwo in der Nähe des Nordpols kurz vor Weihnachten]

Ein Mann, ganz in rot gekleidet, ((und spätestens jetzt erkennt ihn der geneigte und gebildete Leser als den Weihnachtsmann?! Und denkt sich, dass das schon wieder eine dieser Weihnachtsgeschichten wird? Na dann, machen Sie sich mal auf was gefasst!)) sitzt an seinem Schreibtisch ((der natürlich aus Eis ist)) und hält seinen Füller - mit dem er für gewöhnlich die Weihnachtspost der Kinder beantwortet - über eine Kerze, da ihm bei dieser Kälte schon wieder die Tinte eingefroren ist. Auf dem Blatt vor ihm ist bisher nur zu lesen:
An das Weihnachtsministerium für Verkehr (von fliegenden Rentieren und hölzernen Schlitten)
Während die Tinte sich weigert wieder flüssig zu werden, denkt der Weihnachtsmann über ein letztes Detail seiner Idee, die er jetzt dem Ministerium mitteilen möchte, nach:
Indisch oder Afrikanisch?
Doch ehe er darauf eine konkrete Antwort gefunden hat, zischelt und blubbert der Füllfederhalter in seiner Hand und er setzt seinen Brief fort.

Sehr geehrtes Ministerium,

da ich den weit aus größten Teil der Geschenke an Weihnachten in wärmeren Gefilden verteilen muss, gehen mir andauernd die Rentiere, die nur unseren kalten Pol gewohnt sind, ein. Ich bitte Sie daher, mir für das bald anstehende Weihnachtsfest Elefanten statt der bisherigen Rentiere zu recht zu machen, d.h. sechs Stück für den Weihnachtsschlitten aussuchen (evtl. noch drei bis vier als Reserve), sie mit dem grundlegenden Routenmaterial füttern und sie natürlich fliegend und unsichtbar zaubern.
Abgesehen von der größeren Angepasstheit in Gebieten, in denen mir meine Rentiere in den letzten Jahren mit ihrem Schweiß etliche Geschenke durchtränkt und damit unbrauchbar gemacht haben, bergen Elefanten noch etliche andere Vorteile:
- mit ihrem langen Rüssel können sie mir die Kaminschlote durchpusten, so dass ich sauber unten ankomme und nicht wie üblich zigtausend dreckige Weihnachtsmannmäntel am 25. Dezember in die Wäsche geben muss.
- durch ihre breiten Füße verteilt sich ihr Gewicht besser und wir schaffen es vielleicht dieses Jahr mal durch kein Häuserdach durch zu brechen
- ihre großen Ohren verleihen ihnen hervorragende Manövrierfähigkeit auch bei widrigsten Wetterbedingungen
- wie oft schon haben sich meine Rentiere verflogen oder ganze Orte ausgelassen. Dies würde mit Elefanten der Vergangenheit angehören. Denn: Elefanten vergessen nichts!

Wie Sie sehen wiegen diese Vorteile bei weitem die Nachteile (hohe Unterhaltskosten) auf.
Für Ihre Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
gez.
Der Weihnachtsmann


Zufrieden packt er den Brief in ein Kuvert und schickt dieses sogleich per Brieftaube los.
Dann wendet er sich wieder dem Tagesgeschäft zu.

[Irgendwo in der Nähe des Nordpols kurz vor Weihnachten]

Dienstag, 19. August 2008

Glückskrokodil

Irgendwann sah Theodor es dann ein, dass er mit seinem einem Mob die Abwässerkanäle der Millionenstadt niemals säubern werde können - auch wenn die Millionenstadt nur einen lächerlich kleine Fläche von sieben Quadratkilometern bedeckte, damals. Er hatte ja überhaupt nur begonnen, weil sich jeder beschwerte, dass die Stadt sehr dreckig geworden sei. Und wo könnte die Stadt schmutziger sein als in ihren Abwässerkanälen, dachte er sich und begann aus diesem Grund dort. Ein nicht völlig aussichtsloses Unterfangen, bemerkte er, als er die Zutrittstür "83 Süd" auf hochglanz poliert hatte. Auch der Gang dahinter war schnell von Rattenkot, Algen und Spinnweben gesäubert. Doch dann kam der Abwasserkanal selbst. Und egal wie sauber er die Seitenwände an einem Tag machte, am nächsten Tag waren sie wieder dreckig und verschmiert.
Und irgendwann gab er dann auf. So wie er es auch schon aufgegeben hatte die örtlichen Parks von Maulwurfhügeln, die Gehsteige von Sperrmüll-Möbeln und die Brunnen von Taubenkot zu befreien.
Nachdem er schon zufrieden mit seiner Entscheidung den Mob an den Nagel hängen wollte, hielt ihn irgendwas zurück - und am Kragen. Es war das Abwasser-Krokodil, das mit acht Metern Länge und drei Metern Breite den Kanal prakisch völlig ausfüllte und Theodors Kragen zwischen seine Schneidezähne genommen hatte.
Ihm sei es auch zu dreckig, sprach es.
Gut, dann binden wir Lappen um dich herum, und du streifst durch die Kanäle, und reibst mit deinem Körper an den Wänden, sprach er.
Vielen Dank, sprach das Krokodil und verdrückte eine Träne.
Vielen Dank, sprach Theodor und begann nach Seil und Lappen zu kramen.

Dienstag, 1. Juli 2008

Irrfahrt

Loreleiverzückt am schroffen Fels zerschollen.
Felsen lieben nicht. Felsen liegen - dich unter der Wasseroberfläche.
Nasses Grab. Flussbestattung. Aufblähende Leiche.
Ich täusche vor, dass ich nicht existiere.
Seemannsknoten aus Seidentau. Verschwendet.
Sehnsuchtstakelage.

Sonntag, 29. Juni 2008

Tagefänger

Ab jetzt fange ich die Tage wieder ein. Mit Netz, Zaunpfählen und der bloßen Hand.

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