Geduld, du irrsinnig-schnelles Biest in pechschwarz. Ich beiss dir in die Kehle damit du still hälst, doch löse ich mich, entgleitest du mir wie der Fisch am Haken. Darum sitze ich hier nun und werfe blutrote Köder, denn dein See trocknet aus, und meine Tränen wirst du nicht bekommen - hoffentlich. Fange ich dich, schlage ich deinen Kopf solange auf die blanken Holzbohlen, bis du dich nie wieder rührst. Fange ich dich nicht, schlage ich meinen Kopf solange an die bleierne Wand, bis ich mich nie wieder rühre.
Arakasi - 25. Feb, 03:55
Mein Spiegel hat einen Defekt. Er zeigt alle Gegenstände mit beängstigender Schärfe, nur wenn ich mich selbst betrachte, sehe ich ein konturloses Wesen, das keinen Schatten wirft. Und von Tag zu Tag werde ich transparenter und wohl irgendwann unsichtbar.
Meine Emotionen müssen repariert werden. Die kleinste Gefühlsaufwallung in der Öffentlichkeit würde zu einem Tsunami, wenn ich nicht alle Kraft aufbiete, dies zu verhindern. Daheim, alleine, bringt mich eine mitreißende Zeile in einem Buch oder ein pathetischer Hollywood-Film dazu im Gefühlsmeer zu ertrinken.
Meine Zweifel lassen sich nicht ausschalten. Wie der Türsteher, der bei stark geschminkten Mädchen zwei Mal auf den Ausweis schaut, ob dieser nicht gefälscht ist, überprüfe ich jede Situation, die mir auch nur ansatzweise maniriert erscheint, darauf, ob mich jemand gerade vernachlässigt oder hintergeht. Ich muss gedanklich alles hinterfragen, kann nicht einfach davon ausgehen, dass der andere mich auf keinen Fall verletzten möchte, und mich mag.
Doch das ist bald vorbei. Ich werde nämlich unsichtbar und unverletzbar - oder es findet sich noch eine andere, lebenswertere Lösung, die bisher aber nicht mehr ist als ein flüchtiger Schemen.
Arakasi - 15. Feb, 23:33
Erst wenn der graue Raum verschwindet, ich kein graues Essen mehr zu mir nehme und ich keine grauen, leeren Worthülsen mehr vor mir fallen lasse - und jene hinter mir wieder einsammele - wache ich wahrhaft wieder auf.
Jedes Erwachen bis zu diesem Punkt fühlt sich falsch an, wie auch der Raum kein zu Hause, sondern ein Gefängnis ist, das graue Essen nur nach Staub schmeckt und die Worthülsen so vergänglich sind, wie mein Name, wenn er auf die graue Wasseroberfläche geschrieben wird.
Ich warte auf Farben, Geschmack und Bedeutung. Ich warte schon wieder zu lange.
Arakasi - 9. Feb, 00:44
Ich träume so selten - etwas woran ich mich nach dem Aufwachen erinnern kann.
Vielleicht deswegen die ganzen selbst erdachten Visionen und Utopien?
Gerade bin ich mir nicht sicher, ob diese auch nur den berühmten Funken Wahrheit, und die nicht weniger bekannte harte Realität, enhalten.
Verzweifelt klammere ich mich, wie ein Schiffbrüchiger an seine Planke, an digitale Aufzeichnungen, die mir beweisen sollen, dass Erlebnisse tatsächlich geschehen sind. Wie der Schiffbrüchige den Horizont nach Land oder Schiffsbewegungen absucht, so suche ich nach Regungen von dir.
Irgendwann, gar nicht so viel später, verdurstet der Schiffsbrüchige, denn Salzwasser taugt soviel zum Überleben wie Hoffnung.
- Nichts.
post scriptum:
In selten Fällen werden Schiffbrüchige tatsächlich gesucht - und sogar gerettet.
Arakasi - 7. Jan, 01:38
Manchmal genügt ein kleiner Silberfunke am Horizont, damit man irgendetwas sieht: Hoffnung, Zukunft, Lösung.
Ich sehe Schwärze -
nicht die oftmals inspiererende, reinigende Dunkelheit, sondern ausschließlich sich-ins-Nichts-erstreckende Schwärze.
Arakasi - 14. Nov, 20:51
Ich würde gerne Blicke einordnen können; einordnen können mit 100%iger Sicherheit.
Ich mag nicht zweifeln, ob mich jemand im Bus deswegen ansieht, weil ich Erdbeermarmelade vom Frühstück unter dem linken Auge hängen habe, oder weil die Musik aus meinen Kopfhörern bis zu ihm dringt und er sich freut, dass ich einen so guten Musikgeschmack habe und er fürchterlich genervt ist.
Ich will nicht dadurch verunsichert werden, wenn Freunde von mir, mich -meiner Meinung nach- kurz traurig und/oder besorgt ansehen, aber auf mein Nachfragen hin sagen, es sei nichts.
Ich ertrage es nicht, mir Hoffnungen zu machen auf Grund von Blicken, die länger sein könnten als üblich - vielleicht hatte ich ja auch nur Marmelade unter dem linken Auge hängen, den ganzen Tag schon.
Aber je öfter man meint diesen Blick auffangen zu können, und Woche für Woche glaubt, dass er immer länger wird, desto mehr reizt es einen, diesen Blicken klärende Taten und Worte folgen zu lassen.
Arakasi - 21. Okt, 22:50
*krtschzks*
Diagnose:
Komplizierte Fraktur des Hoffnungsnerven.
Behandlung:
Sieben Tage völlige Starre.
Arakasi - 27. Sep, 23:02
Es schüttet aus allen Eimern. Ich sitze auf einer klammen Bank in der Haltestelle und warte auf die Straßenbahn. Sie rennt die letzten Meter bis zum schützenden Dach - vergebens, denn sie ist völlig durchweicht. Weißes Top, weißer BH, weiße Hose. Mit ausdrucksloser Miene holt sie aus ihrer kleinen Tasche ein verwaschenes, blaues Handtuch hervor, trocknet sich oberflächlich ab und schlingt es sich dann um Rücken und Schultern. Mein Blick klebt noch immer auf den nassen, kräftig blauen Flecken, als ein paar Minuten später meine Straßenbahn kommt. Vor ihren Augen klappe ich demonstrativ meinen Schirm - meine Mutter nimmt ihn immer für Besuche von Beerdigungen bei schlechtem Wetter - zusammen und sehe nur noch wie sie ihr Handtuch einem Typen - wohl ihr Freund - um die Hüften wirft und ihn an sich zieht.
Mein verstörtes Grinsen haftet auf dem gebogenen Griff meines Regenschirms - deutlich zu eng für alle Hüften dieser Welt. Ich werde wohl ein Stück weiter oben ansetzen müssen. Irgendwann. Wehmütig steige ich ein.
Arakasi - 26. Sep, 23:58